Seit gut 2 Wochen bombardiert uns Schweizer die Boulevard Zeitung Blick mit immer wiederkehrenden Artikeln über Schweizer Influencer und einer Kampagne mit dem Namen „WeAreSummer„. Ich habe mich da sehr schnell gefragt, wer hinter dieser Kampagne steckt und wieviel Geld da geflossen sein muss, denn wenn ein Thema so lange weich geklopft wird steckt meistens ein Auftraggeber dahinter. Da man aber sonst nichts gehört oder gelesen hat – habe ich mich mal die Suche nach Spuren gemacht.

Zuerst habe ich mal genau angeschaut wer denn diese Artikel genau geschrieben hat, denn immerhin waren die meisten Artikel ohne Autorenkennzeichnung. Ich habe dann schnell herausgefunden, dass alle Artikel von der gleichen Autorin der Vanja Kadic geschrieben worden ist. Und der Blick versuchte das wohl zu tarnen 🙂 Aber wie ihr wisst, das nützt gar nichts – ich finde eh alles heraus.

Egal, nachdem ich ein wenig die Tante Google gequält hatte, fand ich heraus dass diese Kampagne von der Firma Dealini AG betrieben wird. Ich habe mir dann die Marken angeschaut die bei dieser Kampagne mitmachen und da sind bekannte Namen wie IFOLOR – S.Oliver – Paul Hewitt – Visilab – Zimmerli usw.

Ich wollte dann weiter wissen, welche Influencer denn hier bei dieser Kampagne mitmachen und so habe ich mir diese dann herausgesucht und ihre Instagram Profile angeschaut. Ich wollte nämlich wissen, was diese Accounts, diese Influencers so anders machen und warum diese in die Gratisferien geschickt worden sind 🙂

Also habe ich mal die Daten von diesen Instagram Accounts herausgesucht. Zuerst habe ich die Anzahl Abonnenten (Followers) herausgesucht, und danach noch die Anzahl Beiträge die bisher so geschrieben worden sind. Als nächstes habe ich eine einfache Handgelenk mal PI Analyse gemacht und zwar habe ich die Durchschnittswerte der Anzahl Likes und Anzahl Kommentare der Beiträge herausgesucht. Und bevor ihr mir gleich an die Gurgel springt – ja ich habe die Zahlen total grosszügig ausgelegt und immer schön aufgerundet.

Like Rate / Kommentar Rate

Also nächstes wollte ich aus den gewonnenen Daten die sogenannten „Like Rate“ und „Kommentar Rate“ errechnen. Das heisst eigentlich nichts anderes wieviele Prozent der Abonnenten kommentieren durchschnittlich einen Post oder machen ein Like.
Wenn also einer 100 Fans hat und er hat pro Beitrag 80 Likes und 50 Kommentare – dann ist der Like Rate bei 80% und der Kommentar Rate bei 50%. Ich hoffe das ist für euch verständlich.

Fake Kommentare vs echte Kommentare

Nun ich muss jetzt auch noch sagen, dass ich die Qualität der Kommentare nicht bewertet habe – die da bei den Posts drin stehen. Leider sind 75% wohl von Bots wo dann drin steht „Awesome“ „so hübsch“ oder „wow“ usw – das ist eine ziemliche Seuche die den Wert verfälschen kann!! Aber darunter leiden alle Instagramer – weil viele Leute und auch viele Firmen denken sie würden so mehr Follower gewinnen – dabei ists nur ziemlich peinlich und nervt alle.

Gekaufte Fans

Da es mir in diesem Beitrag nicht darum geht die teilnehmenden Influencer fertig zu machen, sondern einfach mal die Daten zusammen zu tragen, muss ich ebenfalls klar sagen, dass ich die Qualität der Fans nicht geprüft habe. Heute kosten ja 10’000 Instagram Fans so ca 100$ (mal mehr mal weniger) und oft kommen diese Follower aus Pakistan, China, Indien usw – dort liegen die ganz grossen Follower-Fabriken. Ich habe also nicht geschaut wieviele Follower dieser Influencer aus dieser Gegenden stammen oder wie die User Profile ausschauen (Fake Follower haben meistens wenig Bilder und meistens ganz komische Usernamen).

Die teilnehmenden Influencer

Ich habe alle Daten zusammengetragen und hier sind sie:

Als direkter Vergleich habe ich meinen persönlichen Instagram Account hinzugefügt – ich bin ja weder ein Influencer noch ein Brad-Pitt Typ oder braungebrannte langhaarige Frau 🙂

Also man sieht hier 13 Teilnehmer, die zwischen 8000 Follower und 1’000’000 Follower haben – das klingt nach sehr vielen Fans. Wie ich schon sagte ich habe die Qualität der Follower nicht gecheckt, aber man sieht bei dieser Auflistung schön, wie wenig ein Follower eigentlich ein Bild Liked oder sogar Kommentiert. Also pro 10’000 Likes gibts 1 Kommentar? Aber man muss auch wissen, dass nicht alle dieser 1 Million Follower jedes Bild sehen – auch hier haben wir das gleiche Problem wie mit dem Facebook-Stream. Wenn man zu vielen Konten folgt, dann hat man schnell mal hunderte oder tausende Bilder / Einträge theoretisch zu lesen – und das kann man nicht (ausser liegt den ganzen Tag im Bett und scrollt nur runter).

Das ist irgendwie schon noch extrem – aber wenn man sich das eigene Instagram verhalten anschaut – dann sieht man, dass es stimmen könnte. Ich selbst klicke pro Tag auf ein paar Fotos die mir gefallen und so alle 3-4 Tage schreibe ich mal ein Kommentar hin. Ich gehe davon aus, dass dies ein normales Userverhalten ist.

Kampagnenwebseite

Aus alter Gewohnheit habe ich dann mal kurz die Kampagne-Webseite gescannt und gesehen dass hier 0 optimiert worden ist – nicht mal minimalste SEO Aktivitäten hat man durchgezogen.

< meta property="og:site_name" content="We Are Summer"/ >
< meta property="og:title" content="HomeBlog"/ >
< meta property="og:url" content="https://weloveweare.com/"/ >
< meta property="og:type" content="website"/ >
< meta itemprop="name" content="HomeBlog"/ >
< meta itemprop="url" content="https://weloveweare.com/"/ >
< meta name="twitter:title" content="HomeBlog"/ >
< meta name="twitter:url" content="https://weloveweare.com/"/ >
< meta name="twitter:card" content="summary"/ >
< meta name="description" content="" / >

Jeder der sich mit ein wenig SEO auskennt, wird hier das gruseln bekommen.

Also wie man hier schön sehen kann, haben die Kampagnenerbauer hier keinen Wert darauf gelegt, dass diese Webseite lange bestehen bleibt – vermutlich wird sie am gleichen Tag gelöscht wo die Kampagne endet.

Ziel der Kampagne?

Jetzt kommen wir zum spannendsten Teil der Analyse – jede Kampagne muss doch ein Ziel haben.

Wir wissen nun, dass weder auf die Webseite besonders Wert gelegt wird noch auf die wirkliche mediale Verbreitung (sonst hätte man nicht nur den Ringier eingespannt). Die Sprache der Webseite ist nicht für die Schweiz gemacht, sondern auf Englisch und die URL lautet nicht WE Are Summer – wie die Kamapgne – nein sie lautet www.weloveweare.com

Ich sehe hier nur ein Ziel – nämlich ein paar schöne Föteli zu machen – die dann eh im Stream der Influencer untergehen wird und vor allem Leads für die Wettbewerbe zu generieren. Immerhin gibts ganze 3 Wettbewerbe und einen Online Shop auf der Webseite zu finden.

Fazit

Ich finde das ja eine geile Idee, dass sich ein paar Firmen zusammen tun und gemeinsam so eine Aktion starten. Somit spart man als Unternehmen natürlich kosten und kann sowas wirklich auch gross aufziehen und wenn es dann nämlich klappt, dann geht die Kampagne ab wie Nachbars Fifi.

Mir ist aber bei dieser Kampagne etwas aufgefallen – und zwar befindet sich die gesamte Aktivität in einer „Blick“ Bubble. Gut ja diese 14 User haben auch noch eine kleine Reichweite – aber wenn man sieht wie wenig Leute diese Fotos liken oder kommentieren – ist der Erfolg hier wirklich sehr klein. Und dann diese immer gleiche Berichterstattung – die man online beim Blick lesen kann – ist auch nicht wirklich breit gestreut.

Auch bin ich irgendwie schockiert, wie klein die Unterschiede zwischen diesen Influencern und mir ist. Hier auf Instagram habe ich ja nicht wirklich ein Fokus auf die Bilder gelegt, sondern bringe mal Nettes und auch mal was total Verrücktes (wie viele wissen, mein Fokus liegt auf meinen Blogs). Aber was bedeutet denn das für diese Werbeform? Man sieht hier schön, dass alle Leute Influencer sein können und man da weder besonders Themenfokusiert noch eine besondere Bildersprache verwenden muss. Hier sieht man ebenfalls sehr schön, dass wohl der einzige Unterschied zwischen den Influencern wie sagen wir die Kim Kardashian die (noch) knapp 100’000’000 Follower hat, und einem kleinen Instagramer wie mir – wohl nur der Preis pro Post liegt. Man muss einfach klar wissen, dass die grossen Influencer etwa genauso ehrlich sind wie eine jungfräuliche Prostituierte. Für mich sind aber Influencer immer noch die Leute die authentisch sind – also meistens die kleinen. Darum ist in meinen Augen es sinnvoller wenn ein KMU eine Kampange startet mit 100 Influencern als mit 2 der Grossen. Umgekehrt kann man dann wohl auch sagen, dass eine Firma die sich auf ein paar „grosse“ Influencer verlässt, es nicht wirklich um Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit geht, sondern man will sich einfach mal aufspielen und sich im Ruhm dieser Person ein wenig mitziehen lassen.

Ich bin sicher diese Kampagne wird bei den Firmen als Erfolg gefeiert, die Zahlen sehen ja ziemlich cool aus – aber in der wirklichen Welt wird diese Kampagne so schnell verdampfen wie eine Schneeflocke auf der heissen Herdplatte. Und in ein paar Wochen werden nur die teilnehmenden Influencer sich noch an die Reise erinnern und evtl die Angestellten in der Buchhaltung – die dann die Rechnungen bezahlen müssen.

Da muss man sich wirklich fragen, was bleibt bei so einer Kampagne wirklich zurück?
Gut man hat ein paar gekaufte Beiträge beim Blick positioniert – und man ist wenn man Glück hatte sogar darin erwähnt worden. Aus Erfahrung weiss ich aber auch, dass ein Backlink in einer Zeitung nur etwa Traffic für max 2 Tage bringt, und danach ist auch dieser Effekt verpufft. Und wenn man dann das als Preis für ein Backlink hinzurechnet – dann ist das ein sehr sehr teurer Backlink den man hier bekommen hat.

Was haben wir gelernt

Hier wurden 14 Influencer aus der Schweiz ausgesucht und auf eine einsame Insel genannt Sizilien geschickt um ein paar heisse Föteli mit Produkten zu machen. Man hat weder Wert auf ein nachhaltiges Kampagnenbild zu machen, sondern es geht hier um Bilder – evtl werden die danach in Kataloge nochmals verarbeitet und sonst verschwinden sie im Meer genannt World Wide Web…

Also es ist nichts weiteres als ein sehr teures Fotoshooting mit ein paar hübschen Gesichtern. (ein paar Influencer sind sogar echte Models).

Ebenfalls haben wir jetzt gesehen, dass wir alle Influencer sind – ausser einfach das wir keine Cervelats / Promis sind und zu solchen Anlässe eingeladen werden.

Zum Schluss habe ich hier noch 2 Bilder ausgesucht, wo ihr sehen könnt, mit welchen Labels die Bilder vertaggt worden sind.

Wer das noch nicht kannte – klickt mal bei eurem Lieblings Influencer mit der Maus aufs Bild – wenn ihr das Bild auf der Webseite geöffnet habt. Dann seht ihr die Tags und wisst mit was sie verknüpft sind. Und wenn ihr hier aufs Bild klickt, werdet ihr auf das entsprechende Posting bei Instagram umgeleitet.

Die Teilnehmer dieser Kampagne

andreamonicahug
ilivanilli_
luanasilva
stevenepprecht
maryljean
thefashionfraction
aenymblaze
simonnygard
zoepastelle
phillipjaeggi
nastassjalara
caro_e_