Ihr denkt nur Instagram oder Youtube Influencer werden gekauft? Nein auch Journalisten-Influencer werden gekauft. Wie der Finanzblog aus Zürich berichtet, macht die UBS im Januar mit ein paar Journalisten ein Luxusreisli
Die Nähe von Grossbanken und Massenmedien erreicht einen neuen Höhepunkt. Anfang Januar nimmt die UBS 8 wichtige Journalisten mit nach Schanghai, wo der Finanzmulti eine Grosskonferenz durchführt.
Der Ausflug wird zum Luxustrip für die Medienschaffenden. Die Konferenz ist nach 2 Tagen vorbei, doch die ganze Reise dauert fast eine Woche.
Alles auf Rechnung der Grossbank. Dort wird betont, dass die Journalisten Economy fliegen würden. Und viele andere Firmen würden ebenfalls solche Medienreisen durchführen. Zudem habe man den Geladenen offeriert, die Kosten selbst zu tragen. Ein Medium habe das getan.
Mit von der Partie sind mehrere der grossen Zeitungen der Schweiz.
Aus dem Hause Ringier, sind dies Blick, Le Temps und die Handelszeitung. Letztere gehört zu einem Joint venture von Ringier mit Axel Springer aus Deutschland.
Von Tamedia machen Bilan, Finanz und Wirtschaft und jemand von der grossen neuen Tamedia-Redaktion mit.
Schliesslich haben auch die Basler Zeitung und der Corriere del Ticino die Einladung der UBS angenommen.Damit sind alle Teile des Alpenlandes vertreten. Von Genf bis Zürich und von Basel bis nach Lugano – die mediale Abdeckung ist vollkommen.
Die NZZ hingegen fehlt. Ausgerechnet das Finanzblatt zeigt sich resistent.
Who cares?, wirft die UBS ein. Wir wollen doch einzig den Journalisten bei ihrer schwierigen und wichtigen Arbeit helfen.
Die grossen Medien, die sich von der Bank verköstigen lassen, dürften ebenfalls wenig Problematisches bei der Liaison finden.
Eine Reise nach China – das tut doch nur unserer Berichterstattung gut.
So einfach ist das nicht. Dass eines der acht mitreisenden Medien kritisch über die UBS und ihre wichtige Offensive im Private Banking in Asien berichten wird, ist eher unwahrscheinlich.
Flüge, Luxushotel, China, Privatgespräche mit höchsten UBS-Managern, sämtliches bezahlt von der Bank.
Das führt eher dazu, dass die Artikel über die Nummer eins des Finanzplatzes in den kommenden Wochen vermutlich angenehm konstruktiv ausfallen werden.
Doch es geht noch weiter. Nach einer solch teuren Einladung wird es für die Journalisten generell schwieriger, in Zukunft hart mit der Bank ins Gericht zu gehen.
Irgendwie fühlt man sich verpflichtet – letztlich etwas gekauft.
Der Tages-Anzeiger widerspricht. Man habe eine interne Regelung für solche Pressereisen. Konkret fliege man am Samstag ab, komme in China am Sonntag Nachmittag an und fliege am Mittwoch gegen Abend von dort zurück.
Neben der Konferenz stehe der Besuch des UBS-Ablegers in Schanghai auf dem Programm. Es handle sich somit um eine reine Arbeits- und keine Plauschreise.
Die UBS spielt gezielt mit ihrer Macht und ihrem Geld. Letzten Herbst lud sie einige der einflussreichsten Medien aus Hong Kong und Singapur zu sich nach Zürich ein.
Für die Journalisten aus Fernost gab es Gratishotel in der City und Sightseeing in der Schweiz – gänzlich berappt vom helvetischen Finanzmulti.
Es ist eine subtilere Form der Einflussnahme. Sie folgt auf den Früchtekorb der Migros und die Plastikuhr der Swatch, wie anno dazumal an den Jahres-Pressekonferenzen in den 1990er Jahren.
Die Medien steuern? Aber doch nicht wir. So die UBS-Verantwortlichen.
Doch sie rufen ganz oben in der NZZ-Konzernleitung an, wenn ihnen eine Recherche nicht passt. Oder sie laden zur Luxusreise ins teure China ein.
Die wichtigen Medien spielen mit. Gleichzeitig beschwören sie bei jeder Gelegenheit ihren wiedererwachten Investigativ-Geist.
Wie man hier schön nachlesen kann, werden also nicht nur Beautybloggerinen, Instagramerinnen oder Youtuberinnen gekauft sondern auch Journalisten. Wenn also eine Instagramerin für ein Bild 5k annimmt – dann ist dieser Journalist mit seiner Luxusreisli direkt billig zu haben. Spannend wenn die heutigen Influencer mehr verdienen als so ein kleiner Journalist von einer grossen Zeitung.
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