Immer wenn ich eine Lektion vor Studenten oder Firmen halte, rede ich ja über die Social Medien. Irgendwann wird dann sicher auch die von den Journalisten erfundene deutsche Übersetzung „Soziale Medien“ erwähnt. Ich finde ja das eine total blöde Übersetzung, denn eigentlich ist ja die Übersetzung von Social nicht Sozial sondern eher Gesellschaft oder so. Also müsste man Social Media nicht als Soziale Medien übersetzen sondern eher als Asoziale Medien – so verhalten sich viele dort drin.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass heute jeder in den Social Media eine „grosse Klappe“ hat und aus diesem Grund gibts fast täglich eine neue Sau die durchs digitale Dorf getrieben wird.

Diesmal hat es Lidl Deutschland erwischt.

Sie haben in ihrer neuen Kollektion 2 Kinder Pyjama aufgenommen und daran haben sich ein paar Twitter User gestört. Und zwar steht beim weissen Knaben Pyjama „Be your own Superhero“ und beim rosa Mädchen Pyjama steht dann „Daddy ist my Superhero“.

In den entsprechenden Gruppen hat sich dass dann sehr schnell herumgesprochen und schon wurden die Medien darauf aufmerksam.

Man könnte nun meinen, dass Lidl hier jetzt Panik bekommen hat und sich sofort entschuldigt hat usw – aber sie haben den ruhigen Weg gewählt und zuerst mal abgewartet. Weder auf Ihrem Twitterfeed noch auf Facebook sind sie darauf eingegangen, und nur bei Buzzfeed haben sie nach Stunden auf eine kleine eMail reagiert.

Wie man hier sehr schön sehen kann, hat sich Lidl in der eMail nicht wirklich zu diesem „Problem“ geäussert. Geniale Sache! Man kann sich richtig gut vorstellen, wie sauer der Journalist über diese Nicht-Antwort geworden ist. Und so hat dieser Buzzfeed Journalist auch öffentlich reagiert und die Lidl Leute direkt als Pisser bezeichnet.

Auf alle Fälle die Sau wird auch heute noch durchs Dorf getrieben – ein paar andere Medien berichten darüber – aber Lidl geht weiter seinen ruhigen Weg.

Ich persönlich sehe hier auch kein Problem. Es gibt ein weisses Pyjama und ein in Rosa – wer ein Rosafarbiges tragen möchte, soll es tun und wer lieber Weiss hat, soll das tragen.

Hier sieht man aber sehr schön, wie die Menschen immer mehr in der Filterbubble leben und absolut geschockt sind, wenn es Leute gibt die eben nicht das gleiche Denken oder Sagen wie sie. Wir werden wohl alle langsam zur Mimose…

Learings

Wie immer bei solchen Shitstorms kann man selbst was lernen.

  1. Don’t panic – wenn man mal ein Shitstorm hat, sollte man nicht in blinden Aktionismus überwechseln sondern mal das ganze analysieren.
  2. Dann muss man schauen ob der Shitstorm wirklich kritisch ist oder nur bei ein paar Empörten durchlägt.
  3. Seinen Weg gehen selbst wenn Journalisten anklopfen
  4. Kühlen Kopf bewahren

Wie man in diesem Beispiel schön sehen kann, ist nicht alles so brutal wie es auf den ersten Blick ausschaut – darum zuerst mal die Ruhe bewahren und schauen obs wirklich ernst ist. In diesem Fall habe ich ein ca 50 Twitteraccounts gezählt die hier mitgemischt und sich empört haben. Also 330’000’000 User hat Twitter da sind 50 überhaupt nichts 🙂

Aber ein spannender Fall – hätte auch anders ausgehen können – bin gespannt wann ich den nächsten Shitstorm sehe, den man anschauen sollte 🙂