Auf Instagram habe ich 925 Fotos bisher geschossen dabei 314 Abonnenten gewonnen und folge 571 Leuten. Das sind jetzt nicht wirklich grandiose Zahlen und ich bin bisher davon ausgegangen, dass nur wenige ihr Geld damit verdienen. Leider wurde ich bisher noch nie mit Gratisferien oder Geld für ein Instagram Post belohnt. Aber anscheinend habe ich mich dabei geirrt.

Heute ist im Schweizer Tagesanzeiger ein Interview / Artikel von der Andrea Monica Hug erschienen. Und da ich kein Fan von Paywall bin werde ich den Artikel grösstenteils hier wiedergeben.

Ihr Geschäft erklärt Andrea Monica Hug so: Mehrmals täglich lädt sie Bilder in ihren Instagram-Kanal. Meistens von sich selbst, oft in neuer Kleidung, beim Essen oder an einem Ferienort vor malerischer Kulisse. Mit diesen Fotos verdient sie die eine Hälfte ihres Einkommens, die andere als Fotografin. Die Zuhörer in Deuxpièces und Anzug hängen der Frau auf der Bühne an den Lippen.

Influencer, Einflüsterer, Selfmadewerbeträger, Social-Media-Promi: Wie auch immer man diese neue Berufs­gattung nennen will – sie floriert. Weltweit entdecken grosse Firmen gerade deren Wert für sich. «Die Influencer ­gehen tief in die Community, das Produkt landet durch sie schnell beim End­konsumenten», sagt die PR-Frau eines berühmten Modelabels. Ihren Namen möchtet sie nicht in der Zeitung lesen. Fabian Plüss von der Zürcher Agentur Kingfluencer vermittelt seit zwei ­Jahren Influencer an Unternehmen. Er sagt: «Das grösste Kapital der Influencer ist eine treue Community.»

Waren Werbeverträge einst Berühmtheiten aus Sport, Medien oder Kultur vorbehalten, kann heute theoretisch ­jeder und jede durch eigene Anstrengung in sozialen Medien Reichweite erlangen und so für die Werbung inte­ressant werden. «Die klassischen Testimonials am Fernseher verlieren an Relevanz», sagt Plüss. Wer den Dreh raus hat, kann mitmischen im Geschäft mit den Ich-AGs.

Kein Tabak, kein Alkohol

Andrea Monica Hug sagt: «Es ist zentral für mich, auf meinen Bildern authentisch zu sein.» Darum ist Werbung für ­Alkohol, Tabak oder tierische Produkte für sie tabu. Die Kleider, die sie auf den Bildern trägt, müssten zu ihrem Image passen. Zudem: Die Bilder sollen gut sein, aber nicht perfekt; sie sollen ein stimmiges Gesamtbild abgeben. Eine gesprächige Community in den Kommentarspalten und die tägliche Inter­aktion mit den Followern ist wichtig. «Ich bin Fotografin, Konzepterin, Social-Media-Redaktorin, Texterin, Stylistin, Sekretärin und Model zugleich», sagt Hug.

Der Lohn dafür: innerhalb eines Monats nach Los Angeles, London und ­Paris reisen. Übernachtungen in teuren Hotels, Essen in schicken Restaurants, Anfragen für Shootings, Geschenke. Natürlich müssen die Reisen dokumentiert, die Produkte fotografiert werden, das ist das ungeschriebene Gesetz.

Mit 17 500 Followern bei Instagram zählt die diplomierte Wirtschaftsfachfrau und Journalistin zwar nicht zu den Grossen im Geschäft. Die Anzahl Follower ­alleine ist aber nicht ausschlaggebend für Aufträge. Fabian Plüss sagt: «Andrea Monica Hug ist beliebt bei unserer Kundschaft, weil sie echt rüberkommt.» Hugs Formel: «Nähe zu den Followern be­deutet Vertrauen, Vertrauen bedeutet Glaubwürdigkeit, Glaubwürdigkeit bedeutet Verträge.» Viel Haut zeigen, wie das andere Influencerinnen machen, ­darauf verzichtete sie bisher fast ganz.

Donnerstagnachmittag, Pressetermin beim Schmucklabel Thomas Sabo an der Bahnhofstrasse. Neue Produkte werden vorgestellt, zahlreiche Schweizer Influencer lassen sich durch die Räume führen, vorbei an Ohrringen und Halsketten. Hug schiesst Bilder und fügt sie in ihre Insta-Story ein. Sie tagt eine ihrer Blogger-Kolleginnen. «Sich gegenseitig markieren hilft immer beiden.» Zur Verabschiedung umarmt man sich.

Dafür nimmt Hug freilich auch Stress in Kauf. Sie ist jetzt auf dem Weg zum nächsten Pressetermin im Hotel Park-Hyatt. Kollegen und Lifestyle-Journalisten huschen durch eine Suite, dabei sollen sie Bilder neuer Kosmetikprodukte machen. Cremetuben sind auf einem ­Rasenquader Instagram-gerecht drapiert. «Die Hälfte aller Eingeladenen sind Instagram-Influencer», sagt die ­Organisatorin. Tendenz steigend. Zum Abschied gibt es eine Tragtasche voller Produkte mit auf den Weg.

Trotz Luxus-Lifestyle und Werbe­geschenken: Viele hätten ein falsches Bild von ihrem Beruf, sagt Hug. Und nicht alle seien dem Stress gewachsen. Bei Auslandsreisen etwa habe sie kaum Zeit zum Geniessen, fühle sich manchmal allein. Auf ihren teuer bezahlten ­Bildern darf man diesen Stress natürlich nicht spüren. Instagram, so scheint es, ist eine Wohlfühlzone. Misstöne, so menschlich sie auch sein mögen, sind nicht vorgesehen.

Hug sieht den Sinn ihrer Arbeit darin, andere zu inspirieren. «Wenn mir eine Followerin schreibt, sie esse wegen mir gesünder oder fühle sich wohler in ihrem Körper, ist das eine Bestätigung für mich.» Das Unperfekte schliesst sie dabei nicht aus, im Gegenteil. «Ich zeige auch Makel.» Dass dies nicht allen ­gefällt, weiss sie. Negative Feedbacks ­erhalte sie beinahe täglich.

Der lange Arm der Industrie

Ob dieser lange, tief ins Private reichende Arm der Industrie, wie man die Influencer auch beschreiben könnte, in zehn Jahren noch gefragt ist, ist offen. Die nieder­ländische Trendforscherin Lidewij ­Edelkoort oder der Zürcher Werber Frank Bodin äusserten sich jüngst kritisch zu dieser Frage. Auch die eingangs erwähnte PR-Frau ist skeptisch: «In zwei, drei Jahren wird das Phänomen abflachen.»

Andrea Monica Hug schaut der Zukunft trotzdem entspannt entgegen: «Ich hatte noch nie einen langfristigen Plan.» Derzeit gehe es vor allem aufwärts. Anfragen wie jene der Handelskammer prägen zurzeit ihren Alltag, ­Pressereisen ebenso. Klar ist: Dieser Beruf befindet sich erst im Entstehen.

(Tages-Anzeiger)

Fazit

Es ist doch immer wieder schön, wenn ich mich irre. Ja genau – ich gehöre zu den Menschen die sich freuen wenn ich mich irre. So wusste ich zum Beispiel bis heute nicht, dass die Andrea Monica Hug eine gekaufte Influencerin ist. Ich habe mich zwar immer gewundert, warum sie so oft auf Instagram was postet und warum sie so oft unterwegs ist. ABER ich habe mir das so erklärt, dass sie als Fotografin eben erfolgreich ist und von diesen Firmen zum Foto schiessen angeheuert worden ist. Und dann schiesst man halt ja auch als Fotos für sich selber…

Wie sich jetzt herausstellt, ist das nur zu einem Teil wahr – sie ist wohl mehr Model denn Fotografin.

Ich schau mir ja meistens die Leute genau, bevor ich ihnen folge. So schau ich ob ich irgend ein Anzeichen sehe, dass jemand Follower kauft – den das ist ein gutes Zeichen dass jemand Influencer sein möchte. Hier ist aber die Andrea Monica Hug durchgerutscht.

Was heisst das genau?

Ich habe ja meistens ein sehr genaues Gespür ob jemand ein Fake ist oder authentisch ist. Ich kenne die Andrea Monica Hug schon seit Jahren und habe immer wieder von ihr gehört – aber ich hätte sie nie als Fake bezeichnen können. Auch wenn ich mit ihr nicht immer einer Meinung bin – sie sagt klar ihre Meinung und das ist etwas was mir gefällt. Ich mag Leute ohne eigene Meinung absolut nicht und darum stalke äh followe ich diese Frau auch.

Und ich denke von ihr können viele noch lernen. Man muss erstens nicht Follower kaufen (sollte sie es doch tun – hat sie es gut versteckt – aber ich glaube nicht an einen Follower-kauf). Auch hat sie sich nie wirklich als Influencer aufgespielt – sondern ist in meinen Augen wirklich authentisch. Und dank ihrem Fotografenjob konnte sie ihre Influencertätigkeit gut tarnen.

Liebe Andrea Monica Hug, geiler PR Stunt und viel Erfolg weiterhin 🙂

Instagram: Andrea Monica Hug